Die hübsche, krautige Pflanze mit den leuchtend gelben Blüten ist heute nur noch selten in der freien Natur anzutreffen. Der vielerorts auch Himmelsprimel genannten Schlüsselblume werden neben heilenden auch magische Kräfte zugesprochen.
Wie viele Frühlingsblumen wurde die Schlüsselblume als Schutz- und Fruchtbarkeitsmittel angesehen. Zudem spielte sie gerade in der germanischen Mythologie, später aber auch im Christentum eine große Rolle. Die Menschen verehren und nutzen die Heilpflanze vermutlich schon seit Jahrtausenden.
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Wissenschaftlicher Name der Echten Schlüsselblume
Es gibt drei verschiedene Arten der Echten Schlüsselblume, die sich äußerlich sehr ähnlich sehen, aber in ihrem Wirkstoffgehalt recht verschieden voneinander sind.
Die Wiesenschlüsselblume wird wissenschaftlich Primula veris («Echte Primel») genannt, die Waldschlüsselblume oder auch Hohe Schlüsselblume dagegen Primula elatior («Erhabene Primel»). Ebenfalls zu den echten Schlüsselblumen zählt die echte Aurikel (Primula auricula, «Ohr»).
Weitere Namen / Volkstümliche Namen
Die Echte Schlüsselblume hat ihren Namen der Form ihrer Blüten zu verdanken. Diese ähneln einem Schlüsselbund. Zudem ranken sich Geschichte und Mythen um diese Heilpflanze, die heute noch aus einer langen Reihe volkstümlicher Namen ersichtlich sind.
Der Name Himmelsschlüssel oder Himmelsprimel weist darauf hin, dass die Pflanze als himmlischer Schlüssel, d. h. als Schlüssel zum Himmelstor, angesehen wurde. Auch die Bezeichnung Petersschlüssel ist ein Hinweis auf diese Bedeutung.
Das Äußere der Schlüsselblume kommt in Bezeichnungen wie Eierkraut oder Handschuhblume zum Ausdruck. Ihre Bedeutung als Heilpflanze zeigt sich in den Namen Gichtblume oder Apothekerprimel.
Pflanzenfamilie / Gattung
Die Schlüsselblumen gehören zu den Primelgewächsen (Primulacea). Der flachwachsende, kurze, braune Wurzelstock ist mit vielen kleinen Faserwurzeln in der Erde verankert. Die länglich-eiförmigen Blätter sind runzlig und kurz gestielt; sie sitzen dicht am Boden.
An langen, zart behaarten Stielen erscheinen von März bis April süß duftende goldgelbe Blüten. Die ganze Staude wird 15 bis 30 Zentimeter hoch. Die niedrige Blattrosette bleibt über Winter größenteils grün.
Die Echte Schlüsselblume ist keinesfalls mit den zahlreichen farbenfrohen Gartenprimeln zu verwechseln. Diese sind lediglich Zierpflanzen und für den Kräutergarten wertlos.
Die Wiesenschlüsselblume hat leuchtend gelbe Blüten, die in der Mitte ein orangegelbes Saftmal aufweisen. Zudem duftet die Blüte leicht süßlich, während die frischen Wurzeln einen anisartigen Duft verströmen.
Die Blüten der Waldschlüsselblume sind hingegen blaßgelb und duftlos.
Heilwirkung der Echten Schlüsselblume
In der Volksmedizin wird die Heilpflanze vermutlich schon seit Jahrtausenden verwendet. Da die Pflanze weder in Italien noch in Griechenland wächst, gibt es für eine mögliche Verwendung keine schriftlichen Zeugnisse aus antiker Zeit.
Mittelalterliche Kräuterbücher führen jedoch zahlreiche Heilwirkungen des Himmelsschlüssels auf. Hildegard von Bingen etwa empfahl einen Schlüsselblumen-Aufguß bei Gicht oder Rheuma, ebenso wie viele Jahrhunderte später der Pfarrer Sebastian Kneipp.
Die Inhaltsstoffe haben eine schleim- und zugleich hustenlösende Wirkung, so dass die Heilpflanze sich hervorragend für eine Selbstbehandlung gegen festsitzenden Husten eignet. Zudem wirkt das Heilkraut wassertreibend, herzstärkend und hilft bei Schlaflosigkeit und Migräne.

Inhaltsstoffe
Die wichtigsten Wirkstoffe sind Saponine (Primulasäure). Besonders reichlich finden sie sich in den Wurzeln, sparsamer in den Kelchblättern. Hinzu kommen ätherische Öle, Gerbstoffe, Flavone, Kieselsäure und andere Mineralstoffe sowie Primulaverin.
Manche Menschen reagieren schon beim Hautkontakt allergisch auf Primelgewächse. Diese Personen reagieren auch empfindlich auf die Echte Schlüsselblume und sollten daher keine Tees oder Tinkturen aus Bestandteilen von Schlüsselblumen zu sich nehmen.
Anwendungsbereiche
Äußerlich kann eine aus Pflanzenbestandteilen der Schlüsselblume hergestellte Tinktur oder Salbe gegen Gicht und Rheuma eingesetzt werden. Aber auch Ödeme lassen sich mit einem solchen Mittel behandeln.
Aus den frischen oder getrockneten Wurzeln, Blättern und Blüten – letztere mit Kelchen – wird ein Aufguss bereitet, der zur innerlichen Anwendung genommen wird. Dazu wird ein Esslöffel Schlüsselblumen-Bestandteile in einem Viertel Liter Wasser zum Kochen gebracht. Anschließend den Sud 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. Täglich ein bis drei Tassen davon heiß trinken.
Die Heilpflanze hilft vor allem bei festsitzendem Husten, der mit dem mühsamen Auswurf festsitzenden Schleims einhergeht.
Vorkommen
Die Waldschlüsselblume findet man in krautreichen Laubwäldern, auf feuchten, ungedüngten Wiesen und an Gebüschen. Die Wiesenschlüsselblumewächst bevorzugt auf Magerrasen, an Waldrändern, in lichten Wäldern und Gebüschen, besonders im Alpenvorland. Der Boden ist dort meist mäßig trocken und kalkhaltig.
Da die wildwachsenden Bestände stark gefährdet sind, steht die Heilpflanze unter Naturschutz und darf nur mit einer Sondererlaubnis gesammelt werden.